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Nachruf auf "Mr. Sportarbeit" Uwe Wehner

Uwe Wehner ist tot

Im Alter von 81 Jahren ist Uwe Wehner in Karben verstorben. Uwe litt an einer Demenz und deshalb zog es ihn und auch seine Lebenspartnerin Margitta Klischat in die Nähe ihrer Kinder. Im August 2022 sind sie von Hennigsdorf nach Karben umgezogen. Am 5. Februar 2023 ist Uwe im Krankenhaus gestorben.

 

Wir trauern um die personifizierte Instanz unserer Sportarbeit. Er war die treibende Kraft, das Sportangebot in der Berliner Evangelischen Kirche zu verankern. Die Grundlage dazu war seine Leidenschaft für das Tischtennisspiel. Schnell fand er Helfer für die Durchführung einer Tischtennisrunde zwischen den Kirchengemeinden. Er konnte motivieren und sein Engagement war ansteckend. Mit Fritz Joßner organisierte er Handballturniere und daraus entwickelte sich eine Handball-Turnierleitung. Mit Dieter Windisch hatte er einen Partner, der das Fußballspiel im Kirchensport zur Blüte führte. Alle drei waren die Stützen, wenn es galt, im CVJM-Eichenkreuz Deutschland die Berliner kirchliche Sportarbeit zu vertreten und Verantwortung zu übernehmen auch als Sportfachwarte im CVJM.

 

Es war Uwe ein Anliegen, den Freizeitsport in der Evangelischen Kirche in Berlin stark zu machen. Sein Eifer steckte an und die Sportarten Volleyball und Basketball kamen hinzu und durch die Bekanntschaft mit einem „Schachpfarrer“ nahm er diese Sparte auch mit auf. Umtriebig füllte er den Vorschlag der Resozialisierung durch den Arbeitskreis Kirche und Sport mit Leben und organisierte Tischtennisbegegnungen in der Jugendstrafanstalt und machte auch Begegnungen mit Freigängern möglich.

 

Er ließ sich auch nicht entmutigen, als für die Anbindung der Sportarbeit im Amt für Jugendarbeit kein Platz mehr war, weil die Akteure dem Jugendalter entwachsen waren aber trotzdem in ihren Gemeinden blieben. Er suchte das Gespräch mit der Kirchenleitung für eine weitere kirchliche Anbindung der Sportarbeit. Oberkonsistorialräte und eine Rätin versuchten erfolglos seinem Wunsch zu entsprechen. Einige Mitstreiter hatten den Kampf schon aufgegeben und resigniert festgestellt, für die Sportarbeit gibt es keinen Platz im kirchlichen Spektrum. Nicht so Uwe. Er sann nach Möglichkeiten und fand sie dann in der Form einer Vereinsbildung. Er trommelte wieder erfolgreich Menschen zusammen, um einen Verein zu gründen, die Evangelische Sportarbeit Berlin. Daraus wurde dann später der Verband mit besonderer Aufgabenstellung im Landessportbund Berlin.

 

Die politische Ausrichtung in der Kirche machte ihm auch zu schaffen. Die generelle Ablehnung des Sports als Aushängeschild für Leistungsdruck war solch eine Hürde. Uwe zeigte Flexibilität und kreierte eine Tischtennisstaffel, in der nur die Begegnungen gezählt wurden und Sieg und Niederlage egal waren. Es war ein Wimpernschlag in der Geschichte unseres Freizeitsportangebotes aber zeigt, mit welchen ideologischen Ansätzen in der Kirche Uwe es aufnahm. Zu verständlich, dass er sich für die Sportarbeit einen Pfarrer wünschte, der von der Kirche auch offiziell benannt werden sollte. Diesen Wunsch hat die Kirchenleitung ihm erfüllen können. Mit Dr. Bernhard Felmberg hat Uwe einen engagierten Sportbeauftragten Pfarrer der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg und schlesische Oberlausitz erhalten. Jetzt bekam er die sehnlich erhoffte kirchliche Rückendeckung, für die er so lange gekämpft hatte.

 

Mit der Wende hat sich Uwe auch gleich wieder in ein neues Aufgabengebiet gestürzt. Aufnahme von Kontakten zu Kirchengemeinden in Ostberlin. Doch der Weg war mühsam. Die ESBB engagierte sich beim Ostberliner „Tischtennis-Turnier der 1000“ als einer der Mitveranstalter. Er musste dann noch eine Enttäuschung verkraften durch den jetzt wieder möglichen und gegründeten CVJM in der Stadt. Die Evangelische Sportarbeit, die in Berlin die sportlichen Interessen des CVJM Gesamtverbandes in der Vergangenheit vertreten hatte mit Deutschen CVJM-Meisterschaften und CVJM-Europameisterschaften war auf einmal für das CVJM-Ostwerk ohne Wert. Auch hier kämpfte Uwe um Richtigstellung und seine vielen Freunde im CVJM Gesamtverband rückten dann alles wieder zurecht und es entwickelte sich eine gedeihliche Zusammenarbeit.

 

Ein Glanzlicht bei den von ihm geplanten Turnieren war der Internationale Tischtennistreff. Hierzu lud er neben den Tischtennismannschaften aus den CVJM Mitgliedorganisationen der Bundesrepublik auch CVJM-Mannschaften aus Schweden, Dänemark, Finnland, Frankreich und Griechenland ein. Ein Zugpferd war das Team aus Schweden. In Schweden spielten die CVJM-Mannschaften in der Liga mit und so kamen dann auch Spitzenspieler mit, die schon auf der Europabühne gespielt hatten. Ein Ansporn für die Berliner Kirchensportler, einmal gegen einen schwedischen Spitzenspieler zu spielen.

 

Mit der SPUK-Zeitschrift nutzte Uwe die Möglichkeit, dem Kirchensport eine öffentliche Stimme zu geben. Er mischte sich ein in die Diskussion „Wie soll es weitergehen mit den Großkirchen in Berlin?“ Sein Kredo: „Öffnet die Großkirchen für den Sport!“ Mit diesem Argument erreichte er das Interesse der Medien. Die Berliner Zeitungen griffen das Thema auf, wie auch überregionale Blätter und der Rundfunk.

 

Uwe hat seine Aktivitäten archiviert und jetzt kann man im Landesarchiv der Landeskirche EKBO seine Geschichte der Entwicklung der Evangelischen Sportarbeit nachlesen. Damit ist seine Lebensleistung für die Evangelische Sportarbeit in Berlin konserviert.

 

Wir werden ihn ehrfurchtsvoll in Erinnerung behalten, den Mister Evangelische Sportarbeit.

Klaus Pomp